Weiter geht es mit anderen besonderen Merkwürdigkeiten.

 

Alleestraße „Sonderfertigung“

Mit zu den denkwürdigsten Begebenheiten dreht es sich um eine „wie soll ich es umschreiben“ Montage oder Verkaufsstelle,
die aus den unverständlichsten Gründen in uralten Gemäuern ihren Sitz hatte.
Man verkaufte dort selbst zusammengestellte, sogar mit Untergestellen, die auf eigenen Entwürfen beruhten, und wurschtelte so vor sich hin. Es war ein Ehepaar, das hier das Sagen hatte und mit „eigenen“ MA, deren Gehalt weit unter dem der Pfaff-Monteure lag, ihr eigenes Süppchen kochte.

Wem diese Ungereimtheit damals auffiel ist mir nicht bekannt, außer dass ich den Auftrag bekam dieses Werk einmal zu begutachten. In verschachtelten modrigen Kellern standen bzw. lagen Mengen von verpackten Motoren herum, deren Verpackungen halb verfault waren. Die Montageplätze: Eine einzige Zumutung!
Die gesamte „Fertigung“ wurde zurück ins Werk beordert und bekam dort erstaunlicherweise wieder eine eigene Abteilung, die dann aufgelöst wurde. Wer weiß mehr über die Alleestraße?

Nutzungsgrade
Wir wissen, dass eine hohe Auslastung die Voraussetzung für die Wirtschaftlichkeit und wettbewerbsfähige Preise ist.
So erklärte der zuständige Hauptabteilungsleiter V, den ich in all meinen Jahren nicht ein einziges Mal im Betrieb gesehen hatte,
in einer Sitzung, dass eine neue Maschine einen NG von 90% hätte und damit optimal laufen würde.
Seine Daten dazu: 100 Std. Laufzeit, davon 10 Std. Stillstand.
Als Kennzahl für den Grad der Nutzung der verfügbaren Betriebsmittelkapazitäten ist das Verhältnis von tatsächlicher zur maximal möglichen Nutzung der Betriebsmittel heranziehen.
Bitte beachten! Hier nur eine sehr vereinfachte Berechnungsform, die von jeden Sechsklässler, vermutlich aber auch schon in der 5. Klasse, berechnet werden konnte!

Ergo: Zweischichtbetrieb, 40 Std-Woche = 320 verfügbare Std.
100/360x100= 28 % tatsächlicher Nutzungsgrad. Das nenne ich mal optimal.
V später aufgeklärt. Er hatte sich auf die Aussagen seine Zubringer verlassen. Man staune: Ein Hauptabteilungsleiter wusste nicht wie NG zu berechnen waren.

 

NG-Untersuchung
Meine Einlassung zu dem Thema NG führte dazu, dass ich von B den Auftrag bekam die NG der CNC-Maschinen zu untersuchen. Voller Einsatz mit allen MA.
Kurzfassung: Abschlussbericht an B und V. Bei der Durchsprache der Ergebnisse mit mir bekam B einen Tobsuchtsanfall und zitierte V in sein Büro. Er war Sekundenschnell da und B in völlige Ruhe an V: Kennen SIe den Bericht von Herr Müller?
(sinnfreie Frage, der stand als einziger im Verteiler)

V, übrigend ein sehr netter und höflicher Mann, sehr bedächtig sprechend: Da hat der Herr Müller wohl recht.
B: Was machen wir da? Wir bilden einen Arbeitskreis…, den es nie geben sollte…
Ende der Geschichte. Ein halbes Jahr Arbeit von 4 MA in den Wind geschossen. (wisst ihr was das gekostet hat?)

CNC Halle Neubau
Der dringend notwendige Schritt in die richtige Richtung. Wirklich?
Einblicke in Beschaffung und Verwirklichung.
Die CNC-Halle musste irgendwie mit Maschinen bestückt werden. Und so kam es, dass wir erfuhren, dass B nach Japan reiste und mit drei „Rundtisch-Maschinen“ zurückkam. Statt 750.000 soll er sie für 500.000/Stück bekommen haben. Folglich ein Riesenerfolg. Die Rundtische mit 8 Aufnahmemöglichkeiten, waren so ausgerichtet, dass unterschiedliche Bauklassen darauf gefertigt werden konnten.

Als winziger Schönheitsfehler. Die Maschinen wurden ohne Belegungsplan, d.h. ohne vorher zu wissen welche Bauklassen,
in welcher Zeit, mit welchen Werkzeugen, darauf gefertigt werden konnten. Vorhanden jeweils Aufnahmen für 48 Werkzeuge. Benötigt hätte man mindesten die 3-fache Anzahl.
In einer Abt.ltr.-Sitzung, an der ich teilnahm, kam es dann irgendwann, lange Monate später zum Rundumschlag gegen fast alle Abteilungsleiter, da die Rundtische lediglich mit nur einem Werkzeugträger ausgestattet waren, und im Prinzip besser in Japan geblieben wären.
Die sogenannte Investitionsrechnung hatte außer einem Werkzeugträger keine weiteren eingeplant, da sonst zu teuer für die Genehmigung. Durch wen? B

So wurde ein Haupt-Schuldiger ausgemacht. Es traf Konstruktionsleiter Lehmann als Bauernopfer.
Nicht die Investitionsabteilung, nicht die AV… etc.
Lehmann, der nun wirklich nichts mit der Beschaffung zu tun hatte wurde von B grundlos in den Senkel gestellt,
weil er keine Werkzeuge konstruiert hätte. Fantasieaufträge, die es nie gab!

Nachtschichten
Natürlich war das Thema noch nicht beendet. B bestimmte, dass in der CNC-Halle 2 Schichten gefahren werden müssten.
Sehr gute Idee. Keine Werkzeugträger, ungenügend Werkzeuge und noch besser, kein Personal zu Bedienung. Seine Forderung: Studenten einzustellen, mit der die Maschine nachts bedient werden sollten. Personal, eigenes war durchaus vorhanden!
Wenn, ja wenn...

Mehrmaschinenbedienung

Einfach erklärt. Während der automatischen Laufzeiten sind weitere Maschine zu bedienen. Nicht in unserem Werk.
Woher sollte man denn auch wissen, dass es möglich war mehr als eine Maschine zu betreuen?

Die Laufzeit der Maschinen war nach den automatisch erfassten Daten optimal. 65 % NG.
MA hatten sehr schnell festgestellt, dass man z.B. Kontrolle oder Reparatur einstellen konnte um eine produzierende und selbst in Urlaubszeiten „laufende“ Maschinen vortäuschen konnte. Betrug? Ach was. Pfaff war längst dem Untergang geweiht!
Ja, da gab es auch Abt.-leiter und Meister, denen das völlig egal war, und noch einen BTR (S), der umgehend einschritt, wenn für gutes Geld auch noch gearbeitet werden musste.

Die tatsächlichen NG lagen bei „wirtschaftlichen“ 30%.

 

Dunkle Zeiten
Juppis. Wer erinnert sich an die, plötzlich in schwarzen Anzügen, weißen Hemden und schwarzen Krawatten in Rudeln herlaufenden Jung-Ingenieure? Was die machten? U.a. der Geschäftsleitung Daten zuzuliefern, die sie nur ablesen mussten.
Nach etlichen Fehlentscheidungen intervenierte ich auch dort. Man hatte den Bock zum Gärtner gemacht. Man lieferte Daten für Arbeitsabläufe aus, die bei Pfaff in den allerwenigsten Fällen repräsentativ waren.

Es waren später diese armen Kerle denen man zumutete, Entlassungsschreiben direkt nach Feierabend, bei den Betroffenen an der Haustür abzugeben und sie damit nicht mehr in den Betrieb ließ um ihr eigenes Habe zu sichern.
Feige und Menschenverachtend.

Wie lief das zuvor intern so ab? Vorgesetzte wurden angewiesen, Personen aus dem eigenem Bereich, zur Entlassung anzugeben:
Nichts da mit Härtefallregelungen oder gar einem persönlichen Gespräch!
Für meinen Teil verweigerte ich, auch nur einen einzigen meiner MA, zu benennen. War auch unnötig wie ich erfahren musste.
Es kam der Tag an dem gleich 2 meiner MA nicht mehr kamen und mir erst nach entsprechenden Nachfragen berichtet wurde, dass Sie auch ohne mein Einverständnis entlassen wurden. Ihr kennt ja das Mitspracherecht des BTR. Oder glaubt ihr ohne dessen Zustimmung hätte es Entlassungen gegeben.

Ja. Es war doch so schön bei Pfaff.

Es gibt noch zahlreiche ähnliche Beispiele.
Wir hatten garnicht die Kapazitäten um ausreichend wirtschaftliche Abläufe anzuleiern.

Dort wo wir es konnten, wurden effektive Einsparungen von 6.000.000 (6 Millionen) DM, erzielt.
Es war nur ein Tropfen auf den heißen Stein,
mit dem der Untergang nicht verhindert werden konnte.

Warum? Die Pfaff-Dokumentation gibt darüber Aufschluss.



 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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