Restaurierung Moto Guzzi Airone Baujahr 1939

Ein Modell, dass bisher noch nie im Internet angeboten wurde.

Die Restauration liegt viele Jahre zurück und das digitale Zeitalter war noch nicht so weit, dass man jeden Arbeitsschritt hätte dokumentieren können.
Aber dokumentiert wurde. Jede, aber auch wirklich jede Demontage wurde damals ausnahmslos in Skizzen und mit Anmerkungen festgehalten und auch Fotos des
Ist-Zustandes gemacht. Wohlwissend, dass eine solche umfangreiche Restaurierung nicht aus dem Handgelenk durchgeführt werden kann. Und das war auch gut so, denn die Restaurierung dauerte neben einer Vielzahl parallell laufender Projekt ganze 10 Jahre.

Klingt recht viel, lässt sich jedoch erklären. Es war meine Hochzeit in der Restauration und manche Maschinen mussten, da weniger Aufwand, vorgezogen werden. Und hier ist sie. Man sieht es ihr nicht an. Aber genau dieses Modell hat einen sehr hohen Seltenheitswert. Was ist weniger Aufwand? Als Beispiel eine Vespa.
Alles sehr übersichtlich und es sind keine Überraschungen zu erwarten.
Da waren einfach selten Cromteile vorhanden und Ersatzteile waren und sind auch noch heute problemlos zu erhalten.

Ganz anders ist es bei speziell dieser Moto Guzzi .
Wie was soll da anders sein? Im Grunde nicht viel, wenn man den Händler an der Hand hat, der Originalteile liefert.
In Italien hatte ich diesen Händler und musste so manches wichtige Teil erwerben. Aber, hätte ich alles neu gekauft wären preislich gesehen Unsummen an Ausgaben entstanden. Und noch ein paar Worte zu Originalteilen. Glaubt doch bitte nicht,
dass diese Händler Originalteile haben. Es sind fast ausnahmslos Nachbauten.
Ach so, ihr müsst ja noch wissen warum diese Teile kaum noch zu bekommen sind.
    Meine Guzzi Ariron ist eine Rarität und eine der allerersten aus dem Beginn der Produktion. Baujahr 1939.

Falls ihr der Meinung seid, dass es Guzzi-Modelle wie Sand am Meer gibt, habt ihr zweifelsohne recht.
Zwar nicht unbedingt in Deutschland, aber zumindest sind sie relativ preiswert und vielfach in Italien zu finden.
Das ist so! Aber habt ihr dieses, genau dieses Modell schon einmal in den Angeboten gesehen? Wohl kaum. Falls einmal gesehen, habt ihr Glück gehabt und gleichzeitig großes Pech, dass ihr dieses Modell nicht sofort gekauft habt.
 
Und noch eine Anmerkung. Kauft, egal um was es sich handelt, kein Moped von dem ihr nicht wisst wo ihr und für welchen Preis Teile zu bekommen sind.

Ersatzteilpreise. Allein von diesen Schwingen benötigt ihr vorne und hinten 4 Stück. Summa sumarum: 1160 Euronen! Und bei der Guzzi gibt es dermaßen viele Chromteile, dass ihr vielleicht bei der Vorkalkulation bereits das Handtuch werfen werdet.

Das heißt nicht, dass ich euch von einer Restauration abraten möchte.

Ihr solltet nur nicht blauäugig etwas anfangen dessen Ende nicht abzuschätzen ist.
Da spreche ich aus Erfahrung. Alle meine Restaurationen wurden und werden hinsichtlich des Einkaufes und der Ausgaben erfasst und ergeben in der Summe das hineingesteckte Geld ohne die Arbeitsstunden jemals in Betracht zu ziehen.

Noch ergänzend zum Ankauf in Italien. Da herrschen andere Regeln und Original-Dokumente werden nicht mitgegeben!

Diese Guzzi hat deutsche Papiere bekommen!

Chrom. Gerne reite ich noch ein wenig darauf herum.
Nehmt es bitte trotzdem nur als Hinweis mit dem ich euch vor Schaden, gleich unvoraussehbaren Ausgaben, bewahren möchte.
Chrom ist nicht gleich Chrom.
Eine Maschine dieses Kalibers hat das beste verdient und darf nicht nur silbern glänzen. Auf die Tiefe kommt es an. Vielleicht habt ihr eine Harley in der Nachbarschaft stehen. So hat Chrom auszusehen.

Wollt ihr Qualität, so macht euch das verchromen arm.
Tipp: Die Relation der Ausgaben hat mit dem voraussichtlichen Wert der
Maschine Beachtung zu finden. Beispiel: 15.000 Euro reinstecken und eine restaurierte Maschine für vielleicht 10.000 Euro zu bekommen kann nicht das Ziel sein und macht meine Aussage vielleicht noch etwas deutlicher.

Lackierung. Bei der Airone war es, allein schon wegen des mutmaßlichen Wertes, zwingend notwendig die Lackierung durch einen Fachbetrieb durchführen zu lassen. Und besonders wichtig und hervorzuheben, die Linierung.
Einen der alten Meister zu finden, der diese Ziehtechnik noch pefekt beherrschte, war eine Herausforderung und gab letztendlich dieser Moto Guzzi ihr edles Aussehen.

Um meiner AIRONE, der Begriff steht für Reiher, dieses Aussehen zu geben, war es ein langer und steiniger Weg.
Hauptsächlich damit begründet, dass die Chromteile manuell bearbeitet wurden. Es ist dem Kenner/in klar, dass jeder Pore auf dem Chrom den gleichen Krater nach unten in das Metall bildet und dadurch teilweise sehr aufwändige Vorarbeiten notwendig waren.

Es gibt sehr gute Fachbetriebe, die das verchromem mit allen dazugehörenden Vorarbeiten für dich machen werden. Und wären wir erneut bei den Kosten. Selbst wollte ich anfangs die Teile komplett bis zum makellosen Neuzustand bearbeiten lassen.

Der Aufwand war dermaßen hoch, dass derzeit noch nicht einmal ein Kostenvoranschlag dafür zu erhalten war.
Das sagt Alles und die Folge davon war, die Teile selbst verchromfertig vorzubereiten.
Das hieß schleifen, schleifen und bis zu 2000er Schleifpapier ein Produkt herstellen, welches eine Verchromung zulässt.
Oft höre ich von Schraubern, dass die erhaltenen Teile von der Chromerei angeblich verunstaltet wurden da diese Poren und Krater enthalten.                                  Da habe ich die Fachbetriebe in Schutz zu nehmen.
                  Diese bearbeiten die Teile nur so wie du sie eingeliefert hast und auch verchromt haben wolltest.

 

Am Beispiel dieses alten Tankes möchte ich den von mir gewählten Weg zeigen. Poren und Krater zeigen sich erst nach dem aufkupfern und müssen herausgeschliffen werden.

Das hieß in diesem Fall, dass der Tank nach dem aufkupfern mit 1000er Papier geschliffen wurde um ihn dann erneut zum kupfern zu geben. (sechsmailiges aufkupfern)
Diese Prozedur geht in die Arme und verlangt viel Einsatzvermögen.
Die genannten Arbeitsgänge werden so oft wiederholt bis keine Poren mehr sichtbar sind.


Dann der letzte Schliff vor dem aufchromen ist die finale Behandlung mit 2000er Schleifpapier.

 

Und jetzt ist es sehr wichtig, dass ihr euch mit dem Verchromer abgestimmt habt, und dass der Tank unmittelbar nach dem letzten Schleifen verchromt werden kann. Unmittelbar heißt sofort! Heute und nicht morgen!
Macht ihr das nicht oxediert das gute Stück erneut und die Arbeit war ein Schuss in den Ofen.

Und ja, die Guzzi steht zum Verkauf.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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